Stell dir vor, ihr sitzt abends auf dem Sofa, scrollt durch Instagram und seht zum gefühlt hundertsten Mal diese Werbung: „Investiere jetzt in ETFs und sichere deine Zukunft!“ Dein Partner schaut dich an. Du schaust zurück. Beide denkt ihr dasselbe: „Sollten wir auch mal…?“ Aber dann kommt die Unsicherheit. Wer kümmert sich darum? Gemeinsames Depot oder getrennt? Was, wenn wir uns trennen? Und überhaupt – verstehen wir genug davon?
Willkommen in der Realität von StreitMillionen Paaren in Deutschland. Während gemeinsam investieren theoretisch nach einer klugen Idee klingt, wirkt der praktische Einstieg oft wie ein Minenfeld aus Fachbegriffen, Steuergesetzen und potenziellen Beziehungsstreits. Dabei zeigen aktuelle Zahlen: Gerade jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, um anzufangen.
12,1 Millionen Menschen in Deutschland besitzen bereits Aktien, Fonds oder ETFs – Tendenz steigend. Besonders interessant: 10,5 Millionen davon setzen auf Fonds oder ETFs, nicht auf Einzelaktien. Warum? Weil es einfacher, günstiger und deutlich weniger stressig ist. Und das Beste: Ihr müsst keine Finanzprofis werden, um mitzumachen.
In diesem Artikel zeige ich euch, wie ihr als Paar entspannt in ETFs einsteigt – ohne Fachchinesisch, ohne Drama, dafür mit klaren Antworten auf die Fragen, die wirklich zählen.
Warum gerade jetzt der richtige Moment ist
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der deutsche ETF-Markt ist zwischen Juni 2023 und Juni 2025 von 309 auf 500 Milliarden Euro gewachsen. Das ist ein Plus von 62 Prozent in nur zwei Jahren. Was bedeutet das für euch? Immer mehr Menschen erkennen, dass langfristiges Investieren keine Raketenwissenschaft ist – und dass man dafür weder steinreich noch BWL studiert haben muss.
Trotzdem gibt’s da noch diese Wissenslücke. Eine Studie der Frankfurt School zeigt: 72 Prozent der Menschen, die nicht in Aktien investieren, kennen den Begriff „ETF“ überhaupt nicht. Dabei sind ETFs genau das richtige Werkzeug für Einsteiger – besonders für Paare, die gemeinsam investieren und Vermögen aufbauen wollen.
Lass uns mal ehrlich sein: Wenn du diesen Artikel liest, gehörst du wahrscheinlich zu den Menschen, die schon länger mit dem Gedanken spielen, endlich anzufangen. Du hast vielleicht schon Podcasts gehört, Artikel gelesen oder Freunde gefragt. Aber dann kam die Überforderung. Zu viele Optionen, zu viele Meinungen, zu viele „Was wäre wenn“-Szenarien.
Genau deshalb starten wir hier bei Null – mit den Basics, die ihr wirklich braucht.
Was sind ETFs überhaupt – und warum sind sie perfekt für Paare?
ETF steht für „Exchange Traded Fund“, auf Deutsch: börsengehandelter Indexfonds. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Stell dir vor, du kaufst mit einem einzigen Produkt kleine Anteile an 1.500 verschiedenen Unternehmen weltweit. Apple, Microsoft, Nestlé, SAP – alles drin, automatisch gestreut.
Das Geniale daran: Du musst dich nicht um einzelne Aktien kümmern, keine Unternehmensberichte lesen, keine Bilanzen analysieren. Der ETF macht das für dich. Er bildet einfach einen Index nach – zum Beispiel den MSCI World, der die größten Unternehmen aus 23 Industrieländern enthält.
Drei Gründe, warum ETFs besonders für Paare Sinn machen
Erstens: Ihr braucht kein Expertenwissen. Die Frankfurt School Studie zeigt, dass 65 Prozent der Nicht-Investierenden ihr Finanzwissen für zu gering halten. Das Problem: Viele denken, sie müssten die Bilanzen einzelner Unternehmen verstehen. Müsst ihr nicht. Bei ETFs reicht Grundlagenwissen völlig aus, und das können sich beide Partner gemeinsam aneignen.
Zweitens: Der Zeitaufwand ist minimal. Kein ständiges Checken von Kursen, kein Stress. Einmal eingerichtet, läuft ein ETF Sparplan von selbst. Perfekt für Paare, die beide arbeiten und keine Lust haben, sich abends noch mit Börsenanalysen zu beschäftigen.
Drittens: Es geht schon mit kleinen Beträgen los. Manche denken, Investieren wäre nur was für Reiche. Quatsch. Die meisten Broker bieten ETF Sparpläne ab 25 Euro im Monat an. Das schafft fast jedes Paar – und genau hier liegt die Macht des langfristigen Sparens.
Ein Beispiel: Legt ihr als Paar gemeinsam 100 Euro monatlich in einen ETF-Sparplan, der historisch 7 Prozent Rendite pro Jahr bringt, habt ihr nach 30 Jahren etwa 122.000 Euro angespart. Eingezahlt habt ihr nur 36.000 Euro. Der Rest? Zinseszins-Magie.
Gemeinsam oder getrennt? Die Depot-Frage für Paare
Jetzt wird’s praktisch. Ihr wollt gemeinsam investieren – aber wie organisiert ihr das? Hier gibt’s im Wesentlichen drei Optionen:
Option 1: Das Gemeinschaftsdepot
Beide Namen stehen drauf, beide haben Zugriff, beide sind Eigentümer. Klingt romantisch, oder? „Unser gemeinsames Depot für unsere gemeinsame Zukunft.“
Die Vorteile: Total unkompliziert im Alltag. Einer kümmert sich um die Sparplan-Einrichtung, beide profitieren. Ihr habt einen gemeinsamen Überblick, spart euch doppelte Depotgebühren und könnt größere Summen investieren.
Die Nachteile: Im Trennungsfall wird’s kompliziert. Jeder Partner besitzt automatisch die Hälfte – egal, wer wie viel eingezahlt hat. Rechtlich seid ihr beide zur Hälfte an allem beteiligt. Stirbt einer von euch, geht die Hälfte an den Partner, die andere Hälfte wird vererbt (und muss eventuell versteuert werden).
Noch ein Risiko für Unverheiratete: Zahlt einer von euch deutlich mehr ins Gemeinschaftsdepot ein als der andere, kann das Finanzamt das als Schenkung werten. Der Freibetrag beträgt bei unverheirateten Paaren nur 20.000 Euro alle 10 Jahre. Bei einem Depot, das über die Jahre auf 100.000 Euro wächst, könnte theoretisch eine Schenkungsteuer fällig werden. Klingt absurd, ist aber rechtlich möglich.
Für wen passt das? Verheiratete Paare oder Paare in fester, langjähriger Beziehung, die ihre Finanzen ohnehin komplett gemeinsam managen.
Option 2: Getrennte Einzeldepots
Jeder hat sein eigenes Depot, jeder spart für sich. Ihr könnt natürlich trotzdem dieselben ETFs kaufen und euch austauschen – nur rechtlich bleibt alles getrennt.
Die Vorteile: Maximale Unabhängigkeit. Jeder behält die volle Kontrolle über sein Geld. Bei Trennung gibt’s keine komplizierten Depot-Aufteilungen. Steuerlich habt ihr beide eure eigenen Freibeträge (dazu gleich mehr). Keine Schenkungsteuer-Problematik.
Die Nachteile: Ihr zahlt eventuell doppelte Depotgebühren (wobei viele Broker inzwischen kostenlose Depots anbieten). Es braucht mehr Koordination, wenn ihr gemeinsame Sparziele verfolgt.
Für wen passt das? Unverheiratete Paare, Menschen mit sehr unterschiedlichen Risikobereitschaften oder Paare, die Wert auf finanzielle Eigenständigkeit legen.
Option 3: Die Mischform
Einer hat das Depot, beide zahlen anteilig ein – zum Beispiel über ein gemeinsames Verrechnungskonto. Oder: Ein Gemeinschaftsdepot für gemeinsame Ziele (Altersvorsorge, Immobilienkauf), plus jeweils ein Einzeldepot für persönliche Investments.
Die Vorteile: Flexibel und individuell anpassbar. Ihr könnt das System wählen, das zu eurer Beziehung passt.
Die Nachteile: Etwas komplexer in der Verwaltung. Bei der Variante „einer hat’s, beide zahlen ein“ solltet ihr unbedingt dokumentieren, wer wie viel eingezahlt hat – sonst gibt’s im Trennungsfall Stress.
Die richtige Struktur hängt stark von eurer individuellen Situation ab – wie lange ihr zusammen seid, ob ihr verheiratet seid, wie ihr generell mit Geld umgeht.
Welche ETFs eignen sich für Einsteiger-Paare?
Okay, ihr wisst jetzt, dass ETFs Sinn machen und habt eine Idee, wie ihr euer Depot strukturieren wollt. Aber welchen ETF kauft man eigentlich? Bei über 2.500 handelbaren ETFs auf Xetra fühlt man sich schnell erschlagen.
Die gute Nachricht: Für den Anfang reichen ein bis zwei ETFs für Einsteiger völlig aus.
Der Klassiker: MSCI World
Der MSCI World ist der Standardindex für weltweites Investieren. Er enthält rund 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern. USA, Europa, Japan – alles dabei. Etwa 70 Prozent der Marktkapitalisierung entfallen auf amerikanische Unternehmen, weil die USA nun mal die größte Wirtschaftsmacht sind.
Beispiel-ETFs auf den MSCI World:
- iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH)
- Xtrackers MSCI World UCITS ETF (WKN: A1XB5U)
Die laufenden Kosten liegen bei etwa 0,2 Prozent pro Jahr. Das ist extrem günstig im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds, die oft 1,5 bis 2 Prozent kosten.
Die Alternative: FTSE All-World oder MSCI ACWI
Wem der MSCI World zu USA-lastig ist oder wer auch Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien dabei haben möchte, greift zum FTSE All-World oder MSCI All Country World Index (ACWI). Diese ETFs enthalten zusätzlich rund 1.000 Unternehmen aus Schwellenländern.
Beispiel:
- Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (WKN: A2PKXG)
Kosten: Ebenfalls um die 0,2 Prozent pro Jahr.
Braucht ihr mehr als einen ETF?
Ehrlich? Für die meisten Paare reicht ein einziger Welt-ETF völlig aus. Punkt. Ihr seid damit breit gestreut, global investiert und habt minimal Aufwand.
Manche ergänzen noch einen zweiten ETF für Schwellenländer oder Europa, wenn sie eine bestimmte Region übergewichten wollen. Aber das ist optional. Die Grundregel lautet: Einfachheit schlägt Perfektion.
Der ETF-Sparplan: So geht’s in der Praxis
Jetzt wird’s konkret. Ihr habt euch für einen ETF entschieden, wisst, ob ihr gemeinsam oder getrennt investiert – wie geht’s jetzt weiter?
Schritt 1: Broker auswählen
Ihr braucht ein Depot bei einem Broker. Das ist quasi euer Konto für Wertpapiere. Die Auswahl ist riesig: Trade Republic, Scalable Capital, ING, Comdirect, Consorsbank – um nur ein paar zu nennen.
Worauf solltet ihr achten?
- Kostenlose Depotführung: Viele Broker verlangen heute keine Grundgebühr mehr.
- Kostenlose oder günstige Sparpläne: Manche Broker bieten hunderte ETFs komplett gebührenfrei im Sparplan an.
- Benutzerfreundlichkeit: Gerade für Einsteiger wichtig. Die App oder Website sollte intuitiv sein.
Trade Republic und Scalable Capital sind bei jungen Paaren besonders beliebt, weil sie extrem günstig und einfach zu bedienen sind. Die klassischen Banken wie ING oder Comdirect bieten mehr Service, kosten aber manchmal etwas mehr.
Schritt 2: Depot eröffnen
Das dauert heute meist nur noch 10 Minuten. Personalausweis bereithalten, Online-Formular ausfüllen, per Video-Ident legitimieren – fertig. Bei einem Gemeinschaftsdepot müssen beide Partner durch diesen Prozess.
Schritt 3: ETF Sparplan einrichten
Jetzt kommt der magische Moment. Ihr loggt euch ins Depot ein, sucht euren gewählten ETF (zum Beispiel über die WKN oder ISIN) und richtet einen ETF Sparplan Deutschland ein.
Das müsst ihr festlegen:
- Sparrate: Wie viel wollt ihr monatlich investieren? 50 Euro? 100 Euro? 500 Euro?
- Ausführungstag: An welchem Tag im Monat soll das Geld abgebucht und investiert werden? Tipp: Wählt ein Datum kurz nach eurem Gehaltseingang.
- Dynamisierung: Manche Broker bieten an, die Sparrate automatisch jedes Jahr zu erhöhen (zum Beispiel um 5 Prozent). Clever, wenn ihr mit Gehaltserhöhungen rechnet.
Und das war’s. Euer Sparplan läuft jetzt. Automatisch. Jeden Monat. Ohne dass ihr was tun müsst.
Schritt 4: Entspannen und laufen lassen
Hier kommt der schwierigste Teil für viele Anleger: Nichts tun. Wirklich. Einfach laufen lassen.
Klar, die Kurse schwanken. Mal geht’s hoch, mal runter. In einer Krise könnt ihr auch mal 30 oder 40 Prozent im Minus sein. Aber – und das ist entscheidend – historisch hat der Aktienmarkt über lange Zeiträume immer zugelegt.
Laut dem Deutschen Aktieninstitut gab es seit 1969 keinen einzigen 13-Jahres-Zeitraum, in dem eine DAX-Anlage Verlust gemacht hätte. Bei weltweiten Investments sieht’s ähnlich aus.
Die Formel lautet: Zeit ist wichtiger als Timing.
Wie viel solltet ihr als Paar investieren?
Die klassische Frage. Und die ehrliche Antwort lautet: Das kommt drauf an.
Die 50-30-20-Regel als Orientierung
Eine beliebte Faustregel für Paare:
- 50 Prozent des Nettoeinkommens für Fixkosten (Miete, Versicherungen, Lebensmittel)
- 30 Prozent für Lifestyle und Wünsche (Urlaub, Hobbys, Ausgehen)
- 20 Prozent für Sparen und Investieren
Verdient ihr als Paar zusammen zum Beispiel 4.000 Euro netto, wären das 800 Euro Sparrate. Davon solltet ihr aber erstmal einen Notgroschen aufbauen – drei bis sechs Monatsgehälter als Puffer auf dem Tagesgeldkonto.
Sobald der Notgroschen steht, könnt ihr den Rest (oder einen großen Teil davon) in ETFs stecken.Wie ihr eure Ausgaben besser im Griff behaltet und mehr Geld zum Investieren übrig habt, erfahrt ihr in unserem Artikel Ausgaben kontrollieren als Paar.
Proportional nach Einkommen aufteilen?
Verdient einer von euch deutlich mehr als der andere, kann es fair sein, proportional beizutragen. Verdient Person A 3.000 Euro und Person B 1.000 Euro (also 75:25), zahlt A auch 75 Prozent und B 25 Prozent in den gemeinsamen Sparplan. So fühlt sich niemand übervorteilt.
Klein anfangen ist völlig okay
Falls 800 Euro utopisch klingen: Startet mit dem, was geht. 30 Prozent aller ETF-Anleger in Deutschland nutzen Sparpläne – viele davon mit überschaubaren Beträgen. Besser 50 Euro im Monat über 30 Jahre als gar nichts.
Risiko, Rendite und Realitätscheck
Jetzt müssen wir kurz über das R-Wort sprechen: Risiko.
Ja, Aktien und ETFs schwanken. Es gibt keine Garantie auf Gewinne. In der Finanzkrise 2008 sind die Kurse um über 40 Prozent eingebrochen. Das war brutal. Aber wer damals dringeblieben ist, hat sein Geld nicht nur zurückbekommen – sondern deutlich mehr.
Was ist das Risiko wirklich?
Die Frankfurt School Studie zeigt: 67 Prozent der Nicht-Investierenden haben Angst vor großen Verlusten durch eine Wirtschaftskrise. Verständlich. Aber hier kommt der Clou: Das Risiko sinkt dramatisch mit der Zeit.
Historische Verlustwahrscheinlichkeiten für deutsche Aktien:
- Nach 1 Jahr: Etwa 30 Prozent Wahrscheinlichkeit für Verlust
- Nach 5 Jahren: Etwa 20 Prozent
- Nach 10 Jahren: Nur noch 5 Prozent
Je länger ihr investiert bleibt, desto sicherer wird’s. Deshalb ist die Frage nicht „Ist das riskant?“, sondern „Wie lange können wir investiert bleiben?“.
Die Rendite-Erwartung
Historisch haben breit gestreute Aktien-ETFs etwa 7 Prozent Rendite pro Jahr gebracht. Vor Steuern, nach Inflation etwa 5 Prozent. Das ist deutlich mehr als jedes Sparbuch oder Tagesgeldkonto langfristig bietet.
Aber Achtung: Die Vergangenheit garantiert keine Zukunft. Es kann auch mal 10 Jahre lang seitwärts gehen. Oder die Rendite fällt niedriger aus. Deshalb investiert man nur Geld, das man mindestens 10, besser 15 Jahre lang nicht braucht.
Steuern bei ETFs: Was Paare wissen müssen
Kommen wir zum unbeliebtesten, aber wichtigen Thema: Steuern.
Auf Kapitalerträge – also Dividenden und Kursgewinne – zahlt ihr in Deutschland die Abgeltungssteuer von 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer. Macht zusammen etwa 26 bis 28 Prozent.
Der Sparerpauschbetrag
Die gute Nachricht: Jeder von euch hat einen Freibetrag von 1.000 Euro pro Jahr (Stand 2023). Bis zu diesem Betrag sind eure Kapitalerträge steuerfrei.
Bei getrennten Depots: Jeder nutzt seinen eigenen Freibetrag. Ihr habt also zusammen 2.000 Euro pro Jahr steuerfrei.
Bei einem Gemeinschaftsdepot: Ihr teilt euch die 2.000 Euro automatisch – jeder bekommt 1.000 Euro zugerechnet.
Freistellungsauftrag nicht vergessen
Damit der Broker nicht automatisch Steuern abführt, müsst ihr einen Freistellungsauftrag einrichten. Das geht direkt beim Depot-Anbieter, dauert zwei Minuten. Habt ihr mehrere Depots bei verschiedenen Banken, könnt ihr den Freibetrag aufteilen (zum Beispiel 600 Euro bei Broker A, 400 Euro bei Broker B).
Thesaurierende vs. ausschüttende ETFs
Kurzer Exkurs: ETFs gibt es in zwei Varianten.
Ausschüttende ETFs zahlen die Dividenden aus den enthaltenen Aktien direkt an euch aus. Das Geld landet auf eurem Verrechnungskonto. Schön, wenn ihr das Geld braucht oder regelmäßig Erträge sehen wollt.
Thesaurierende ETFs reinvestieren die Dividenden automatisch. Der ETF wird einfach wertvoller, aber ihr bekommt nichts ausgezahlt. Vorteil: Zinseszins-Effekt läuft auf Hochtouren, und ihr müsst euch nicht ums Reinvestieren kümmern.
Für Langfrist-Sparer (also vermutlich euch) sind thesaurierende ETFs meist die bessere Wahl. Steuerlich macht’s am Ende keinen Riesen-Unterschied, aber der Komfort ist höher.
Robo-Advisor: Die Alternative für Bequeme?
Vielleicht habt ihr schon von Robo-Advisors gehört – digitale Vermögensverwalter wie Scalable Capital, Oskar, Quirion oder Growney. Die versprechen: „Wir kümmern uns um alles, ihr müsst nur Geld überweisen.“
Ihr beantwortet ein paar Fragen, der Robo Advisor Deutschland erstellt ein ETF-Portfolio und managt es automatisch. Klingt praktisch, kostet aber 0,5 bis 1 Prozent extra pro Jahr – zusätzlich zu den ETF-Kosten.
Lohnt sich das? Ehrlich gesagt: Für die meisten Paare nicht. Wenn ihr bereit seid, zwei Stunden in das Thema zu investieren (genau das tut ihr gerade), spart ihr euch langfristig tausende Euro an Gebühren. Ein simpler ETF-Sparplan ist wirklich nicht schwer einzurichten.
Robo-Advisor machen nur Sinn, wenn ihr absolut keine Zeit oder Lust habt, euch damit zu beschäftigen – und euch die Extra-Kosten egal sind. Ansonsten: Selbst ist das Paar.
Streit vermeiden: Kommunikation ist alles
Hier wird’s emotional. Geld und Beziehungen – das kann harmonisch laufen oder zum Dauerbrenner für Konflikte werden.
Die Kommunikation über Finanzen ist oft der Knackpunkt bei gemeinsamen Investments. Die extraETF-Studie zeigt: Paare mit unterschiedlichen Risikoprofilen müssen besonders gut miteinander reden.
Drei goldene Regeln für Finanzen in der Partnerschaft
1. Redet über eure Ziele – konkret.
„Altersvorsorge“ ist schwammig. Besser: „Wir wollen mit 60 finanziell unabhängig sein“ oder „In 10 Jahren wollen wir 50.000 Euro Eigenkapital für eine Immobilie haben“. Wenn ihr dasselbe Ziel vor Augen habt, fällt das Durchhalten leichter.
2. Respektiert unterschiedliche Risikobereitschaften.
Vielleicht ist einer von euch eher vorsichtig, der andere risikofreudiger. Das ist normal. Zwingt einander nicht zu etwas, das sich falsch anfühlt. Lösung: Getrennte Depots oder eine Mischung aus sicheren (Tagesgeld) und riskanteren Anlagen (ETFs).
3. Macht regelmäßige Finanz-Dates.
Einmal im Quartal oder Halbjahr: Kaffee machen, Depot checken, drüber reden. Läuft alles nach Plan? Wollen wir die Sparrate anpassen? Gibt’s Sorgen oder Fragen?
Das muss keine stundenlange Analyse sein. 20 Minuten reichen. Aber es hält euch beide im Boot und verhindert, dass einer sich übergangen fühlt.
Was passiert bei Trennung oder Tod?
Unangenehmes Thema, aber wichtig.
Gemeinschaftsdepot bei Trennung
Bei einem Gemeinschaftsdepot gehört automatisch jedem Partner die Hälfte – egal, wer wie viel eingezahlt hat. Im Trennungsfall müsst ihr euch einigen: Depot auflösen und Erlös teilen? Oder einer übernimmt die Anteile des anderen?
Seid ihr verheiratet, greift zusätzlich der Zugewinnausgleich. Das kann kompliziert werden. Im Zweifel: Rechtsberatung holen.
Einzeldepots bei Trennung
Einfacher: Jeder behält sein Depot. Fertig. Deshalb bevorzugen viele unverheiratete Paare diese Variante.
Todesfall
Stirbt ein Partner, wird sein Depot vererbt – entweder nach Testament oder nach gesetzlicher Erbfolge. Verheiratete Partner erben automatisch einen Teil (je nach Güterstand und weiteren Erben).
Wichtig, besonders für Unverheiratete: Ehepartner haben einen Erbschaftssteuerfreibetrag von 500.000 Euro – unverheiratete Partner nur mickrige 20.000 Euro. Ist euer Depot 100.000 Euro wert, muss der überlebende Partner auf 80.000 Euro etwa 30 Prozent Steuern zahlen. Sofort. Das zwingt viele zum Notverkauf der Anteile – mitten in der Trauer.
Ohne Trauschein oder Testament kann der Todesfall den Partner finanziell ruinieren. Hier lohnt sich definitiv ein Gespräch mit einem Notar oder Fachanwalt, idealerweise bevor das Depot groß wird.
Die besten Broker für Paare in Deutschland
Zum Abschluss noch ein paar konkrete Empfehlungen. Diese Broker sind 2025 besonders beliebt bei Paaren:
Trade Republic
- Vorteile: Extrem einfache App, kostenlose Sparpläne, über 2.000 ETFs verfügbar, inzwischen auch als Webversion verfügbar
- Nachteile: Fokus liegt stark auf der App, manchmal bei hoher Nachfrage etwas langsam
- Für wen: Tech-affine Paare, die gerne übers Handy arbeiten, aber auch Desktop-Zugang schätzen
Scalable Capital
- Vorteile: Kostenlose ETF-Sparpläne, auch am Desktop nutzbar, gute Auswahl
- Nachteile: Benutzeroberfläche etwas weniger intuitiv als Trade Republic
- Für wen: Paare, die Wert auf Desktopzugang legen
ING (meine ehrliche Empfehlung)
- Vorteile: Etablierte Bank, telefonischer Support, über 1.000 kostenlose Sparpläne
- Nachteile: Weniger moderne App als Neo-Broker
- Für wen: Paare, die eine klassische Bank mit Service bevorzugen
Comdirect / Consorsbank
- Vorteile: Breites Angebot, guter Support, viele Zusatzfunktionen
- Nachteile: Teilweise Gebühren für Sparpläne oder Depotführung
- Für wen: Erfahrenere Anleger, die mehr Features brauchen
Die Wahl ist letztlich Geschmackssache. Alle genannten Broker sind seriös und BaFin-reguliert.
Häufige Fragen zum gemeinsamen Investieren
Wie fangen wir als Paar mit Investieren an?
Startet mit einem Gespräch über eure Ziele. Wollt ihr fürs Alter vorsorgen? Eine Immobilie kaufen? Einfach Vermögen aufbauen? Wenn ihr wisst, wohin die Reise geht, fällt die Entscheidung für Depot-Form und Sparrate leichter. Dann: Broker aussuchen, Depot eröffnen, einen einfachen Welt-ETF wie den MSCI World wählen, Sparplan einrichten. Fertig.
Sollten wir ein gemeinsames Depot oder getrennte Depots haben?
Das kommt auf eure Beziehung an. Verheiratete Paare mit komplett gemeinsamen Finanzen fahren oft gut mit einem Gemeinschaftsdepot. Unverheiratete oder Paare, die Wert auf finanzielle Unabhängigkeit legen, sollten eher getrennte Einzeldepots wählen – oder eine Mischform. Wichtig: Bei Unverheirateten mit Gemeinschaftsdepot droht bei ungleichen Einzahlungen schnell die Schenkungsteuer-Falle (Freibetrag nur 20.000 Euro).
Welche ETFs eignen sich für Einsteiger-Paare?
Ein einziger Welt-ETF reicht völlig aus. Der MSCI World oder FTSE All-World deckt 1.500 bis 3.000 Unternehmen weltweit ab – das ist maximale Streuung mit minimalem Aufwand. Beispiele: iShares Core MSCI World (WKN: A0RPWH) oder Vanguard FTSE All-World (WKN: A2PKXG). Kosten: etwa 0,2 Prozent pro Jahr. Mehr braucht ihr am Anfang nicht.
Wie viel sollten wir monatlich in einen ETF-Sparplan einzahlen?
Das hängt von eurem Einkommen ab. Eine Faustregel: 20 Prozent des Nettoeinkommens für Sparen und Investieren – nachdem ihr einen Notgroschen (3-6 Monatsgehälter) aufgebaut habt. Bei 4.000 Euro netto wären das 800 Euro. Aber auch 50 oder 100 Euro im Monat sind ein guter Start. Besser klein anfangen als gar nicht.
Sind ETFs riskant?
Kurzfristig ja, langfristig nein. ETFs schwanken mit dem Aktienmarkt. In Krisen könnt ihr 30-40 Prozent im Minus sein. Aber historisch hat sich der Aktienmarkt über lange Zeiträume immer erholt und zugelegt. Nach 10 Jahren liegt die Verlustwahrscheinlichkeit bei nur noch 5 Prozent. Deshalb: Nur Geld investieren, das ihr mindestens 10-15 Jahre nicht braucht.
Was ist die richtige Asset Allocation für Paare?
Für Einsteiger-Paare: 100 Prozent Aktien-ETF. Klingt radikal, ist aber sinnvoll, wenn ihr jung seid und einen langen Anlagehorizont habt. Je näher ihr dem Ruhestand kommt, desto mehr solltet ihr in sicherere Anlagen wie Anleihen-ETFs oder Tagesgeld umschichten. Eine gängige Faustregel: „100 minus Lebensalter = Aktienquote“. Mit 30 Jahren also 70 Prozent Aktien, mit 50 Jahren 50 Prozent.
Wie werden ETFs in Deutschland versteuert?
Mit der Abgeltungssteuer: 25 Prozent plus Soli und ggf. Kirchensteuer, insgesamt etwa 26-28 Prozent auf Kursgewinne und Dividenden. Aber: Jeder hat einen Freibetrag von 1.000 Euro pro Jahr. Als Paar also 2.000 Euro steuerfrei. Wichtig: Freistellungsauftrag beim Broker einrichten, sonst werden automatisch Steuern abgeführt.
Robo-Advisor oder selbst einen ETF-Sparplan einrichten?
Selbst machen ist günstiger und einfacher. Robo-Advisor kosten 0,5-1 Prozent extra pro Jahr – das summiert sich über Jahrzehnte auf zehntausende Euro. Einen ETF-Sparplan einzurichten dauert 15 Minuten und läuft dann automatisch. Robo-Advisor lohnen sich nur, wenn ihr absolut keine Zeit habt und euch die Extra-Kosten egal sind.
Wie organisieren wir als Paar unsere Finanzen am besten?
Das kommt auf eure Situation an. Viele Paare fahren gut mit einem 3-Konten-Modell: Jeder hat sein eigenes Konto für persönliche Ausgaben, plus ein gemeinsames Konto für Fixkosten und gemeinsame Sparziele. Beim Investieren könnt ihr das ähnlich machen: Jeder ein Einzeldepot für persönliche Ziele, optional ein Gemeinschaftsdepot für gemeinsame Ziele. Wichtig: Redet regelmäßig offen über Geld.
Wie vermeiden wir Streit ums Geld als Paar?
Kommunikation ist alles. Redet konkret über eure Ziele, respektiert unterschiedliche Risikobereitschaften und macht regelmäßige „Finanz-Dates“ (z.B. einmal im Quartal). Niemand sollte überrumpelt oder übergangen werden. Wenn einer vorsichtiger ist, zwingt ihn nicht zu riskanteren Investments – findet Kompromisse. Transparenz und gegenseitiger Respekt verhindern die meisten Konflikte.
Was passiert mit unserem Depot bei Trennung?
Bei getrennten Einzeldepots: Jeder behält sein Depot. Einfach. Bei einem Gemeinschaftsdepot: Jeder besitzt automatisch 50 Prozent, unabhängig von den Einzahlungen. Ihr müsst euch einigen, ob ihr das Depot auflöst und den Erlös teilt, oder ob einer die Anteile des anderen übernimmt. Bei Verheirateten kommt noch der Zugewinnausgleich dazu – das kann komplex werden.
Welchen Broker sollten wir als Paar wählen?
Für Einsteiger: Trade Republic oder Scalable Capital. Beide bieten kostenlose Depotführung, hunderte kostenlose ETF-Sparpläne und sind super einfach zu bedienen. Trade Republic hat mittlerweile auch eine Webversion, nicht nur die App. Wer klassische Banken bevorzugt: ING oder Comdirect bieten mehr Service, kosten aber manchmal etwas mehr. Alle sind BaFin-reguliert und seriös.
Fazit: Einfach anfangen ist besser als perfekt planen
Kommen wir zurück zum Anfang. Ihr sitzt auf dem Sofa, seht diese ETF-Werbung und denkt: „Sollten wir auch mal…?“
Die Antwort nach allem, was wir jetzt durchgegangen sind: Ja, solltet ihr. Aber nicht aus FOMO, sondern weil es finanziell sinnvoll ist – gerade für Paare, die langfristig gemeinsam Vermögensaufbau Paar betreiben wollen.
Die wichtigsten Takeaways:
✓ ETFs sind nicht kompliziert. Ein einziger Welt-ETF reicht für den Anfang völlig aus.
✓ Ihr müsst keine Finanz-Experten werden. Die Basics lernt ihr in zwei Stunden.
✓ Zeit schlägt Timing. Fangt an, auch wenn der Markt gerade „teuer“ wirkt.
✓ Kleine Beträge sind okay. Lieber 50 Euro im Monat als gar nichts.
✓ Redet miteinander. Über Ziele, Ängste, Erwartungen. Finanzen sind Teamarbeit.
✓ Bleibt entspannt. Kursschwankungen sind normal. Langfristig zählt der Trend.
Der deutsche ETF-Markt wächst rasant – 500 Milliarden Euro liegen inzwischen in ETFs. Fast 90 Prozent des Neugeschäfts bei Publikumsfonds entfällt auf ETFs. Immer mehr Paare erkennen: Indexfonds investieren ist der entspannteste Weg, fürs Alter vorzusorgen und gemeinsam Vermögen aufzubauen.
Ihr müsst nicht alles perfekt machen. Ihr müsst einfach nur anfangen.
Also: Sofa verlassen, Broker aussuchen, Depot eröffnen. In einer Woche könnte euer erster ETF Sparplan schon laufen. Und in 20 Jahren schaut ihr zurück und denkt: „Gut, dass wir damals endlich losgelegt haben.“
Noch Fragen offen? Das ist normal. Finanzen sind ein Marathon, kein Sprint. Aber jetzt habt ihr das Fundament – den Rest lernt ihr unterwegs. Viel Erfolg beim gemeinsamen Investieren!
