Altersvorsorge für Paare: Gemeinsam Vermögen aufbauen und Rentenlücken schließen

Paar plant gemeinsam Investitionen und ETF-Strategie für Vermögensaufbau

Stell dir vor: Ihr sitzt gemütlich auf dem Sofa, scrollt durch Pinterest und träumt von eurem gemeinsamen Leben in 30 Jahren. Vielleicht ein kleines Häuschen am Meer, endlich Zeit für Hobbys, Reisen ohne Zeitdruck. Schön, oder? Aber dann kommt die Frage, die viele Paare verdrängen: Wer von uns beiden kann sich das später eigentlich leisten? Genau hier beginnt das Thema Altersvorsorge für Paare – und es ist weitaus komplexer, als die meisten denken. Denn während ihr heute vielleicht gleichberechtigt das Leben teilt, sieht die finanzielle Realität im Rentenalter oft völlig anders aus.

Die Wahrheit ist: Die klassische Rollenverteilung – einer arbeitet Vollzeit, der andere reduziert für Kinder oder Haushalt – hinterlässt massive Spuren auf dem Rentenkonto. Und die schmerzen später richtig. Deshalb schauen wir uns heute an, wie ihr als Paar gemeinsam eure Altersvorsorge plant, Rentenlücken berechnet und vor allem: wie ihr finanzielle Gerechtigkeit im Alter erreicht.

Warum Altersvorsorge für Paare anders funktioniert als für Singles

Wenn du alleine lebst, ist die Sache relativ simpel: Du verdienst Geld, zahlst in die gesetzliche Rente ein, baust vielleicht privat vor – fertig. Als Paar wird’s komplizierter. Warum? Weil eure Lebensentscheidungen miteinander verwoben sind.

Nehmen wir mal Laura und Tim (Namen geändert, aber die Geschichte kennen viele): Laura arbeitet nach der Geburt ihres Sohnes in Teilzeit, Tim bleibt Vollzeit im Job. Klingt fair, oder? Nach 20 Jahren sieht die Bilanz aber brutal aus: Tim hat Rentenansprüche von rund 1.400 Euro monatlich aufgebaut, Laura gerade mal 600 Euro. Das ist der sogenannte Gender Pension Gap – und der liegt in Deutschland bei erschreckenden 46 Prozent.

Das Problem: Während Tim von seinen Gehaltserhöhungen profitiert hat, hat Laura unbezahlte Care-Arbeit geleistet. Sie hat Arzttermine koordiniert, Elternabende besucht, den Haushalt geschmissen. Alles wichtig, alles notwendig – aber rentenmäßig unsichtbar.

Die drei größten Rentenkiller für Paare

1. Teilzeit und Elternzeit

Jedes Jahr Elternzeit kostet durchschnittlich 20-30 Euro monatliche Rente. Klingt wenig? Über 20 Jahre sind das 400-600 Euro weniger – jeden Monat, für den Rest deines Lebens.

2. Minijobs statt sozialversicherungspflichtiger Arbeit

Der klassische 520-Euro-Job (früher 450 Euro) bringt quasi null Rentenansprüche, wenn man nicht freiwillig einzahlt. Viele Mütter rutschen nach der Elternzeit in diese Falle.

3. Die „Wir regeln das schon“-Mentalität

Spoiler: Nein, regelt ihr nicht. Ohne konkrete Planung und Ausgleichsmechanismen klafft die Rentenlücke zwischen euch beiden immer weiter auseinander.

Wie können Paare ihre Altersvorsorge gemeinsam planen?

Jetzt wird’s praktisch. Gemeinsame Altersvorsorge bedeutet nicht, dass ihr ein gemeinsames Rentenkonto habt (das existiert im deutschen System schlichtweg nicht), sondern dass ihr als Team strategisch vorgeht.

Schritt 1: Den Ist-Zustand schonungslos analysieren

Setzt euch zusammen – ja, wirklich, blockt euch einen Abend – und rechnet durch:

  • Wie hoch sind eure aktuellen Rentenansprüche? (Renteninformation checken!)
  • Wie viel werdet ihr realistisch im Alter brauchen?
  • Wer von euch hat welche Lücken?

Protip: Die Renteninformation kommt automatisch ab 27 Jahren jährlich per Post. Wenn du sie nicht findest: Bei der Deutschen Rentenversicherung anfordern. Dauert drei Minuten online.

Schritt 2: Die Rentenlücke berechnen

Die Rentenlücke ist der Unterschied zwischen dem, was du später brauchst, und dem, was du tatsächlich bekommst. Eine Faustregel besagt: Im Alter brauchst du etwa 80 Prozent deines letzten Nettoeinkommens, um deinen Lebensstandard zu halten.

Beispielrechnung:

  • Aktuelles Nettoeinkommen als Paar: 4.500 Euro
  • Benötigt im Alter (80 %): 3.600 Euro
  • Erwartete gesetzliche Rente: 2.400 Euro
  • Rentenlücke: 1.200 Euro monatlich

Diese 1.200 Euro müsst ihr privat aufbauen. Klingt viel? Ist es auch. Aber wenn ihr früh anfangt, ist es machbar.

Schritt 3: Verantwortlichkeiten fair verteilen

Hier wird’s emotional, aber mega wichtig: Wenn einer von euch beruflich zurücksteckt (für Kinder, Pflege oder andere familiäre Verpflichtungen), muss der andere das finanziell ausgleichen. Punkt.

Drei Modelle, die funktionieren:

Modell 1: Proportionale Einzahlung

Jeder zahlt prozentual nach Einkommen in die Altersvorsorge ein. Verdient einer 3.000 Euro und der andere 1.500 Euro, zahlt einer doppelt so viel ein.

Modell 2: Ausgleichszahlung

Der Besserverdiener überweist monatlich einen festen Betrag auf das Vorsorgekonto des Partners. Das kann ein ETF-Sparplan, eine Riester-Rente oder ein privates Depot sein.

Modell 3: Splitting-Modell

Bei Verheirateten können Rentenansprüche geteilt werden (Rentensplitting). Das gleicht Unterschiede teilweise aus – aber Vorsicht, das funktioniert nur, wenn ihr verheiratet bleibt.

Altersvorsorge Ehepaar vs. unverheiratete Paare: Die wichtigsten Unterschiede

Ob ihr verheiratet seid oder nicht, macht steuerlich und rechtlich einen gewaltigen Unterschied.

Vorteile für Ehepaare

Steuerliche Förderung:

  • Ehegattensplitting kann Steuerlast senken, was mehr Geld für die Altersvorsorge lässt.
  • Staatliche Förderungen wie Riester-Rente bringen für Paare mit Kindern ordentlich Zulagen (dazu gleich mehr).

Hinterbliebenenversorgung: Bei Tod des Partners gibt’s Witwenrente. Nicht viel, aber besser als nichts.

Rentensplitting: Ehepaare können Rentenansprüche untereinander aufteilen – allerdings nur, wenn beide zustimmen und verheiratet bleiben.

Nachteile für unverheiratete Paare

Ihr habt quasi keine automatischen Absicherungen. Wenn einer stirbt, bekommt der andere keine Witwenrente. Null. Nada. Deshalb:

  • Risikolebensversicherung abschließen (gegenseitig absichern)
  • Partnerschaftsvertrag mit klaren Regelungen zur Altersvorsorge (Ja, das klingt unromantisch. Ist aber smart.)
  • Eigene Vorsorge noch konsequenter betreiben

Wie viel sollten wir als Paar monatlich für die Altersvorsorge zurücklegen?

Die unangenehme Wahrheit: Es gibt keine One-Size-Fits-All-Antwort. Aber es gibt Richtwerte.

Die 3-Säulen-Regel

Finanzexperten empfehlen, etwa 10-15 Prozent des Bruttoeinkommens für die private Altersvorsorge zurückzulegen – zusätzlich zur gesetzlichen Rente.

Beispiel für ein Paar mit 5.000 Euro Brutto (zusammen):

  • 10 %: 500 Euro monatlich
  • 15 %: 750 Euro monatlich

Das Geld fließt idealerweise in:

  • ETF-Sparpläne (flexibel, renditestark)
  • Betriebliche Altersvorsorge (wenn der Arbeitgeber was dazugibt)
  • Riester/Rürup (nur mit staatlicher Förderung sinnvoll)

Priorisierung nach Lebensphase

Junge Paare (20-35 Jahre): Ihr habt Zeit. Der Zinseszins ist euer bester Freund. Schon 200-300 Euro monatlich in ETFs können über 35 Jahre zu einem sechsstelligen Vermögen werden.

Paare mit Kindern (30-50 Jahre): Hier wird’s eng. Kita-Gebühren, größere Wohnung, vielleicht ein Auto. Versucht trotzdem, mindestens 10 Prozent beizubehalten – notfalls durch Ausgleichszahlungen des Vollzeitpartners.

Späte Starter (50+): Jetzt muss Gas gegeben werden. 15-20 Prozent sollten es sein. Nutzt Sonderzahlungen (Boni, Steuerrückzahlungen) konsequent für die Altersvorsorge.

Welche Altersvorsorge ist für Paare am sinnvollsten?

Die ehrliche Antwort: Eine Mischung aus allem. Hier die wichtigsten Bausteine im Detail.

1. ETF-Sparpläne – Die flexible Basis

Warum? Flexibel, renditestark (historisch 6-8 % pro Jahr), keine Abschlusskosten.

Wie viel? Mindestens 200-400 Euro/Monat pro Person – je nach Einkommen.

Für wen? Für beide Partner. Auch wenn einer weniger verdient, sollte ein eigener Sparplan laufen (notfalls vom anderen Partner finanziert).

Wichtig: ETF-Depots fallen bei Scheidung unter den Zugewinnausgleich, nicht den Versorgungsausgleich. Das bedeutet: Das während der Ehe aufgebaute Vermögen wird bewertet und ausgeglichen – entweder durch Auszahlung oder Aufteilung.

2. Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

Warum? Arbeitgeberzuschuss (meist 15 % on top) + Steuerersparnis während der Ansparphase.

Vorsicht: Später sind die Auszahlungen voll steuerpflichtig und es werden Krankenkassenbeiträge fällig. Trotzdem oft ein guter Deal, wenn der Arbeitgeber ordentlich was drauflegt.

Bei Scheidung: Betriebsrenten fallen unter den Versorgungsausgleich – die Ansprüche werden zwischen den Ehepartnern aufgeteilt.

3. Riester-Rente – Nur mit Kindern wirklich sinnvoll

Riester hat einen miesen Ruf – zu Recht, weil die Kosten oft horrend sind. Aber: Für Paare mit Kindern kann sich die staatliche Förderung richtig lohnen.

Die Förderung im Detail (Stand 2024):

  • 175 Euro Grundzulage pro Person und Jahr
  • 300 Euro Kinderzulage pro Kind und Jahr (für nach 2008 geborene Kinder)
  • Steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge (bis 2.100 Euro/Jahr)

Rechenbeispiel für ein Paar mit 2 Kindern:

  • Partner 1: 175 Euro Grundzulage
  • Partner 2: 175 Euro Grundzulage
  • Kind 1: 300 Euro
  • Kind 2: 300 Euro
  • Gesamt: 950 Euro/Jahr geschenkt vom Staat

Die Bedingung: Ihr müsst mindestens 4 % eures Bruttoeinkommens einzahlen (minus Zulagen). Bei einem Haushaltseinkommen von 50.000 Euro wären das 2.000 Euro – minus 950 Euro Zulagen = nur 1.050 Euro Eigenanteil.

Meine Empfehlung: Wenn ihr günstige Riester-Fondssparpläne findet (nicht diese unsäglichen Versicherungen mit hohen Abschlusskosten!), kann sich Riester mit Kindern absolut lohnen. Lasst euch aber vorher unabhängig beraten.

4. Rürup-Rente – Für Selbstständige

Falls einer von euch selbstständig ist und deshalb nicht in die gesetzliche Rente einzahlt: Rürup bietet hohe Steuervorteile (bis zu 27.566 Euro können 2024 steuerlich geltend gemacht werden, Stand 2024).

Nachteil: Das Geld ist bis zur Rente komplett gebunden, keine Kapitalauszahlung möglich, nur monatliche Verrentung.

5. Freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rente

Ein oft übersehener Baustein: Ihr könnt freiwillig in die gesetzliche Rente einzahlen, um Lücken aus Elternzeiten oder Auslandsaufenthalten auszugleichen.

Die Zahlen (Stand 2024):

  • Mindestbeitrag: ca. 100 Euro/Monat
  • Höchstbeitrag: ca. 1.400 Euro/Monat
  • Ein voller Rentenpunkt kostet rechnerisch etwa 8.400 Euro (bei einem Durchschnittsentgelt von ca. 45.000 Euro und Beitragssatz von 18,6 %)
  • Ein Rentenpunkt bringt später ca. 37 Euro Rente/Monat (lebenslang!)

Wann macht das Sinn?

  • Bei großen Lücken durch Elternzeiten
  • Kurz vor der Rente, um Abschläge auszugleichen
  • Wenn der Besserverdiener dem Partner Rentenpunkte „kaufen“ will

Immobilie als Altersvorsorge für Paare: Segen oder Fluch?

Das Eigenheim – der deutsche Traum. Aber ist es auch gute Altersvorsorge?

Pro Immobilie

  • Mietfreiheit im Alter: Keine monatliche Miete = weniger Rente nötig
  • Wertanlage: In guten Lagen steigen Immobilien im Wert
  • Emotionaler Wert: Eigene vier Wände geben Sicherheit

Contra Immobilie

  • Klumpenrisiko: Euer ganzes Vermögen steckt in einem Asset
  • Laufende Kosten: Reparaturen, Instandhaltung, Grundsteuer
  • Unflexibel: Verkauf dauert, bei Scheidung wird’s kompliziert

Meine Empfehlung: Immobilie ja, aber nicht als einzige Altersvorsorge. Ideal ist ein Mix: Abbezahltes Haus + ETF-Depot + gesetzliche Rente.

Altersvorsorge bei Teilzeit und Elternzeit: So gleicht ihr als Paar aus

Hier kommt der Knackpunkt: Care-Arbeit ist unbezahlt, aber essenziell. Wenn einer von euch beruflich zurücksteckt, muss das kompensiert werden.

Modell 1: Der Partner zahlt ein

Tim (Vollzeit, 4.000 Euro brutto) richtet einen ETF-Sparplan für Laura (Teilzeit, 1.800 Euro brutto) ein. Er überweist monatlich 300 Euro auf ihr Depot. Nicht auf ein gemeinsames – auf ihres.

Warum das wichtig ist: Bei Trennung gehört das Geld Laura. Sie hat es sich durch Care-Arbeit verdient.

Modell 2: Freiwillige Rentenbeiträge zahlen

Tim kann für Laura freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rente zahlen. Das kostet zwischen 100 und 1.400 Euro monatlich (Stand 2024) und bringt direkt mehr gesetzliche Rente.

Vorteil: Die gesetzliche Rente ist sicher, inflationsgeschützt und lebenslang garantiert.

Nachteil: Weniger flexibel als ein ETF-Depot, und die Rendite ist geringer.

Modell 3: Splitting und Ausgleich kombinieren

Verheiratete können Rentenansprüche splitten und zusätzlich privat ausgleichen. So bleibt die gesetzliche Rente einigermaßen fair, und das private Vermögen wächst trotzdem.

Was passiert mit der Altersvorsorge bei Trennung oder Scheidung?

Unangenehmes Thema, aber wir müssen drüber reden. In Deutschland gibt es bei Scheidung zwei verschiedene Ausgleichsmechanismen – und die werden oft verwechselt.

Versorgungsausgleich: Rentenansprüche werden geteilt

Der Versorgungsausgleich betrifft alle Rentenansprüche, die während der Ehe erworben wurden:

  • Gesetzliche Rente
  • Betriebliche Altersvorsorge (bAV)
  • Riester-Rente
  • Rürup-Rente
  • Private Rentenversicherungen

Wie funktioniert’s? Alle Ansprüche werden erfasst, bewertet und dann hälftig zwischen den Ehepartnern aufgeteilt.

Beispiel:

  • Tim hat während der Ehe 40 Rentenpunkte gesammelt
  • Laura nur 15 (wegen Teilzeit)
  • Differenz: 25 Punkte → jeder bekommt 12,5 übertragen
  • Ergebnis nach Ausgleich: Tim 27,5 / Laura 27,5

Wichtig: Was vor der Ehe angespart wurde, bleibt außen vor.

Zugewinnausgleich: Vermögen wird ausgeglichen

Der Zugewinnausgleich (im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft) betrifft alle Vermögenswerte:

  • ETF-Depots
  • Aktien
  • Tagesgeld/Sparbücher
  • Immobilien (anteilig)
  • Wertgegenstände

Wie funktioniert’s? Das Vermögen wird zu Beginn und am Ende der Ehe bewertet. Der Zugewinn (Differenz) wird dann hälftig ausgeglichen – meist durch Geldzahlung.

Beispiel (unter der Annahme, dass beide ohne Anfangsvermögen in die Ehe gestartet sind):

  • Tim hat während der Ehe ein ETF-Depot von 50.000 Euro aufgebaut
  • Laura hat 10.000 Euro angespart
  • Zugewinn Tim: 50.000 Euro / Laura: 10.000 Euro
  • Differenz: 40.000 Euro → Tim zahlt Laura 20.000 Euro

Wichtig: Das ETF-Depot wird nicht „geteilt“ wie Rentenpunkte, sondern der Wert wird ausgeglichen.

Wie ihr euch schützt

Für Unverheiratete:

  • Partnerschaftsvertrag mit klaren Regelungen
  • Getrennte Depots, aber transparente Absprachen
  • Gegenseitige Absicherung durch Risikolebensversicherungen

Für Verheiratete:

  • Ehevertrag (ja, unromantisch, aber sinnvoll)
  • Dokumentiert Ausgleichszahlungen schriftlich (z.B. „Sparplan für Partner wird vom Besserverdiener finanziert“)
  • Überlegt euch, ob ihr den Versorgungsausgleich modifiziert (geht nur notariell)

Sollte jeder Partner seine eigene Altersvorsorge haben?

Kurze Antwort: Ja, unbedingt.

Lange Antwort: Gemeinsame Vorsorge bedeutet gemeinsame Planung, nicht gemeinsame Konten. Jeder sollte eigene Verträge, eigene Depots, eigene Rentenansprüche haben. Warum?

  1. Rechtssicherheit: Bei Trennung ist klar, wem was gehört
  2. Flexibilität: Jeder kann individuell über seine Anlagen entscheiden
  3. Fairness: Der Partner, der Care-Arbeit leistet, bekommt sein eigenes Vermögen aufgebaut

Aber: Die Finanzierung kann gemeinsam sein. Tim kann Lauras Sparplan finanzieren – aber der Vertrag läuft auf ihren Namen.

Typische Fehler, die Paare bei der Altersvorsorge machen

Fehler 1: „Wir kümmern uns später darum“

Später ist jetzt. Jedes Jahr, das ihr verstreichen lasst, kostet euch tausende Euro an Zinseszins.

Fehler 2: Nur einer sorgt vor

Klassiker: Tim baut fleißig Vermögen auf, Laura hat nichts Eigenes. Bei Trennung wird’s kompliziert (Zugewinnausgleich hilft nur teilweise, und nur bei Verheirateten).

Fehler 3: Zu konservativ anlegen

Sparbücher und Tagesgeld bringen real (nach Inflation) null Rendite. Für den langfristigen Vermögensaufbau braucht es Aktien/ETFs.

Fehler 4: Keine Kommunikation

Redet über Geld! Macht jährliche „Finanz-Dates“, checkt eure Fortschritte, passt Strategien an.

Fehler 5: Förderungen ignorieren

Riester mag nervig sein, aber mit Kindern verschenkt ihr ohne die Zulagen bares Geld. Gleiches gilt für Arbeitgeberzuschüsse bei der bAV.

Finanzielle Gerechtigkeit in der Partnerschaft: Warum Ausgleichszahlungen kein „Geschenk“ sind

Ein Gedanke, der vielen Paaren schwerfällt: Wenn Tim monatlich 300 Euro für Lauras Altersvorsorge einzahlt, ist das kein großzügiges Geschenk – es ist fair.

Warum? Weil Laura durch ihre Care-Arbeit Tim überhaupt erst ermöglicht, Vollzeit zu arbeiten, Karriere zu machen und mehr zu verdienen. Ihre Arbeit ist genauso wertvoll – sie wird nur nicht bezahlt.

Drei Prinzipien für faire Altersvorsorge:

  1. Transparenz: Beide wissen, was der andere verdient und anspart
  2. Proportionalität: Wer mehr verdient, zahlt mehr ein (prozentual)
  3. Eigenständigkeit: Jeder hat eigene Verträge und Konten

Checkliste: So plant ihr eure Altersvorsorge als Paar

Sofort erledigen:

  • Renteninformation beide Partner besorgen und durchrechnen
  • Rentenlücke berechnen (Bedarf minus erwartete Rente)
  • Haushaltsbuch führen: Wie viel können wir sparen?
  • ETF-Sparpläne einrichten (für beide)

Mittelfristig (3-6 Monate):

  • Betriebliche Altersvorsorge prüfen (lohnt sich der Arbeitgeberzuschuss?)
  • Riester-Förderung durchrechnen (bei Kindern)
  • Risikolebensversicherung abschließen (gegenseitige Absicherung)
  • Partnerschaftsvertrag oder Ehevertrag prüfen

Langfristig (jährlich wiederholen):

  • Depot-Check: Läuft alles nach Plan?
  • Sparraten anpassen (bei Gehaltserhöhungen)
  • Ausgleichszahlungen überprüfen (ist die Aufteilung noch fair?)
  • Versicherungen checken (BU, Risikoleben, Haftpflicht)

Fazit: Gemeinsam stark – aber jeder braucht sein eigenes Polster

Altersvorsorge für Paare ist kein Hexenwerk, aber es erfordert Kommunikation, Fairness und einen langen Atem. Die wichtigsten Punkte nochmal kompakt:

  1. Früh anfangen: Zinseszins ist mächtig
  2. Beide Partner absichern: Auch wer Care-Arbeit leistet, braucht eigenes Vermögen
  3. Mischung macht’s: ETFs, betriebliche Altersvorsorge, Riester (mit Kindern)
  4. Kommunikation: Redet jährlich über Finanzen
  5. Flexibel bleiben: Leben ändert sich, eure Strategie sollte es auch

Am Ende geht es nicht nur um Zahlen auf dem Konto, sondern um Sicherheit, Gerechtigkeit und die Freiheit, das Alter so zu gestalten, wie ihr es euch wünscht. Und das klappt am besten, wenn beide Partner auf Augenhöhe sind – finanziell wie emotional.

Jetzt seid ihr dran: Schnappt euch eure Renteninformation, rechnet durch und fangt an. Euer zukünftiges Ich wird es euch danken. Und wenn ihr unsicher seid: Holt euch professionelle Beratung, am besten von unabhängigen Finanzberater*innen, die auf Honorarbasis arbeiten.

Was sind eure größten Herausforderungen bei der Altersvorsorge als Paar? Schreibt es in die Kommentare – ich bin gespannt auf eure Geschichten!